Der erfolgreiche Bewerbungs- und Anmeldevorgang begann bereits im Dezember 2016, und somit auch die Vorfreude auf das Hospitationspraktikum in Spanien.
Die Kontaktaufnahme mit der spanischen Schule und der „Betreuungslehrerin“ gestaltete sich anfangs etwas schwierig, was der positiven Erfahrung vor Ort dann aber keinen Abbruch tat.
Mit Bus und Flugzeug mache ich mich bereits Mitte der Semesterferien auf zu meiner zugeteilten Destination: Murcia! Und konkret zur Schule I.E.S. Ribera de los Molinos (educación secundaria):
Natürlich wollten abgesehen von der Zeit an der Schule auch die umliegenden Gegenden ausgekundschaftet werden um mögliche, zukünftige SchülerInnensprachreisen dorthin anbieten zu können. Deshalb stand Elche (aufgrund der Nähe des Flughafens Alicante; u.a. palmeral, museo del té y café), Cartagena (eine wunderschöne Stadt mit viel Kultur; teatro romano, castillo), Santiago de la Ribera/San Pedro del Pinatar/Torrevieja (als Städte in der Nähe des geografisch interessantem mar menor), die Hauptstadt der Region Murcia, Murcia (catedral, muralla, universidad, casino), und Mula (Schule und castillo), sowie einige kleinere Städte zwischen Mula und Caravaca de la Cruz auf dem Programm.
Am „ersten Schultag“ lerne ich nach Marta, der Betreuungslehrerin, auch die zuständigen Personen im Sekretariat (u.a.Toñi) und in der Direktion (Martín) kennen; außerdem begleite ich Marta, Mathematiklehrerin, in einige ihrer Stunden, und nehme ohne auszureichender Vorbereitung am Schullauf im Zentrum von Mula teil!
Da es sich in meiner ersten Hospitationswoche um eine „kulturelle Woche“ mit sehr vielen Aktivitäten, Vorträgen und einigen Projekten handelt, ist diese Woche geprägt von einem großen Durcheinander und kaum „normalem“ Unterricht. Es wird auch das 25-jährige Schulbestehen gefeiert.
Ich verbringe die erste Woche damit Kontakte mit KollegInnen zu knüpfen und viele Gesprächen zu führen um mehr über das spanische Schulsystem und die Struktur an der Schule zu erfahren.
Im Zuge der „kulturellen Woche“ finden auch Präsentationen der Schule statt, die mir sehr gut helfen das System zu verstehen! An der Schule (I.E.S. Ribera de los Molinos) gibt es 4 Jahre educación secundaria, danach kann zwischen einem 2-jährigem bachillerato und einem 2-jährigen berufsbezogenen „Aufbaulehrgang“ (formación profesional) gewählt werden. Von großem Interesse war – zumindest für mich – die Möglichkeit den zweisprachigen Zweig zu besuchen, d.h. einige Fächer (z.B.: Mathe und Biologie) werden auf Englisch unterrichtet. Dieses Angebot gestaltet sich in der Praxis doch etwas „einfacher“ als angenommen, obwohl z.B. das verwendete Mathematikbuch gänzlich auf Englisch ist.
Schulstruktur siehe Broschüre:
Im Laufe dieser kulturellen Woche höre ich mir gemeinsam mit nur bedingt interessierten SchülerInnen eine Lebensmittelhygieneschulung an, mache aktiv (aber nur mässig erfolgreich) beim Trommelworkshop mit und bin Teil einer Radioaufnahme für den lokalen Radiosender. Im taller robótico lasse ich mir selbstgebaute Mini-Computer erklären und bewundere selbstgemachte Kunstprojekte von KollegInnen und SchülerInnen.
Von einem wander-begeisterten Kollegen erfahre ich mehr zum Camino de Santiago und mache einen Ausflug zu in Blüte stehenden Mandelbaumplantagen, bade im doch ziemlich kalten salto del usero um danach Altstadt und Castillo/Catedral von Cehegin und Caravaca zu bestaunen.
Der Wochenendausflug beinhaltet meine erste Sichtung von Flamingos in freier Wildbahn, den salinas im Naturschutzgebiet San Pedro und dem „pink lake“ bei Torrevieja, außerdem dem zwar kleinen, aber wirklich interessantem museo del mar y la sal.
Am Montag der nächsten Woche bringe ich Martas beide Kinder (4 und 6 Jahre) in die Schule (~Vorschule und Volksschule), und nutze die Gelegenheit auch diese Schulen, LehrerInnen und Direktor kennenzulernen.
FunFact: die SchülerInnen warten in Klassen aufgeteilt vor Betreten des Schulgebäudes im Innenhof in einer Reihe (hintereinander) auf die Lehrperson, die die SchülerInnen im Gänsemarsch in die Klasse führen!
Wieder in Mula hospitiere ich 2 Stunden “Lengua” (Spanisch) und 2 Stunden Englisch und höre in der sala de teatro SchülerInnen bei den Proben zu “El Mercader de Venecia” zu.
Da mich der Sprachenunterricht (und hier insbesondere Englisch) sehr interessiert, versuche ich so oft es geht in (zwei-)sprachigen Unterricht mitzugehen. Das (mündlich) sehr schwache Englischniveau der SchülerInnen erklärt sich (teils) durch die nicht obligatorische bachillerato-Prüfung zum Schulende, die nur durch Übungen zu Hör-, Leseverständnis und einem Schreibteil, jedoch keinem mündlichen Teil, abgenommen wird.
In einigen weiteren Stunden werde ich gebeten mich der Klasse vorzustellen um ihnen etwas über mich, mein Land und natürlich meine Schule (HLWest, Innsbruck) zu erzählen. Diese Stunden funktionieren sprachlich teils gut (2o bachillerato, ~Maturajahr), teils überhaupt nicht (educación secundaria, 3o ESO). Es besteht jedoch immer Interesse, nur kann es sprachlich (Englisch) nicht umgesetzt werden.
Mir fällt auf, dass es auch sehr viele SchülerInnen mit Verhaltensauffälligkeiten gibt; so zB. Handysucht, Lärmen/unmotiviertes Herumschreien, Konzentrationsschwierigkeiten, SchülerInnen mit besonderem Förderbedarf, Aufmerksamkeitsdefizite, etc. Dies wird auch von seiten vieler LehrerInnen bestätigt.
Natürlich darf in Spanien auch der Besuch einer Flamenco-Stunde nicht fehlen, so begleite ich Marta zu ihrem einstündigen Tanzunterricht.
Am letzten Schultag begleite ich noch einige Klassen zu einem Ausflug in die Stadt Murcia, wo wir die Universität, die Kathedrale und das Casino (kein Casino im eigentlichen Sinn!) besuchen. Danach gehe ich noch ins museo Salzillo, das mir von MariaJose, einer Geschichtelehrerin, empfohlen wird.
Das letzte Wochenende nutze ich um die südliche Gegend des mar menor zu erkunden und wandere mit Javier der Küste entlang bis zu einigen wunderschönen calas.
Am nächsten Tag trete ich nach etwas mehr als 2 Wochen die Heimreise an und komme mit vielen neuen Eindrücken kurz nach Mitternacht nach Hause.
Meine Unterkunft im kleinen Städtchen Mula, dem Hotel Rural Molino del Felipe, sei auch noch absolut positiv erwähnt, denn es ist eine noch immer funktionierende Mühle, in der el Señor Felipe noch bis heute Mehl mit Mahlsteinen produziert, seine Tochter damit wöchentlich frisches Brot bäckt, und seine Frau selbstgemachte Marmelade fürs Frühstück einkocht!
Resumée: Ich habe während meines Aufenthalts kulinarisch, landschaftlich und schulisch viel erlebt und gelernt, und kann es nur jedem, der noch überlegt so ein Praktikum in Angriff zu nehmen, empfehlen!